Als „Vergnügungsbürgermeister der Gemeinde“ wird er oft bei Begrüßungsanreden bezeichnet: gemeint ist Willi Haban, dritter Bürgermeister von Bernried. Was auf den ersten Blick etwas ironisch, zynisch oder salopp klingt, ist nicht auf die Person im speziellen bezogen, sondern auf die vielen Termine, die Willi Haban ohne NEIN zu sagen wahrnimmt, sei es als Vertretung des Ersten Bürgermeisters oder auch privat.
Seit geraumer Zeit ist der 67-jährige in „Ruhestand“, doch trotzdem immer unterwegs, obwohl – wie er etwas wehmütig erwähnt – nicht immer ein Auto zur Verfügung hat. Mir wird nicht langweilig, meint er augenzwinkernd und endlich könne er sich seinem liebsten Hobby, der Geschichte widmen, zu recherchieren und mit den Leuten zu ratschen.
Wer den Willi kennt, weiß, dass er ein Mensch ist, der es mit allen gut meint.
Für ihn ist und war es schon immer wichtig, ein Wahlamt so auszuüben, wie es von ihm erwartet werden könnte. Und so ist es auch: seit 2014 ist der SPD`ler der dritte Stellvertreter des Bürgermeisters. „Ich bin gerne unter Leute, ich mag es, ins Gespräch zu kommen und es ist mir wichtig, mit den Leuten zu reden, zu erfahren, wo eventuell der Schuh drücken könnte.“ Es gibt fast keine Feste und Veranstaltungen, zu denen er nicht erscheint.
„Allerdings: die letzte Zeit bin ich schon ein bisschen ruhiger geworden“, spielt Willi auf sein Alter an und gibt zu: „tatsächlich war ich früher sportlich sehr aktiv, ich spielte Squash, Fußball und ging gerne langlaufen – heute liege ich lieber im Polsterstuhl und schaue mir den Wintersport vorm Fernseher an…“Willi ist Mitglied in acht Ortsvereinen, seit er denken kann überzeugter Sozialdemokrat, wobei er von 1991 bis 2016 das Amt als Ortsvorsitzender ausübte. Im Gemeinderat ist er seit 2008 und seit 2014 fungiert er als 3. Bürgermeister. Auch im Berufsleben, er arbeitete im Vertrieb, war Haban immer schon engagiert, sei es als Betriebsratsvorsitzender oder als Gewerkschaftsmitglied. Nicht verwunderlich, dass die Politik, speziell die Kommunalpolitik zu seinen Hobbies zählt, ebenso wie die allgemeine Geschichte und die Heimatgeschichte.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ – dieser Spruch seines Geschichtslehrers der Berufsaufbauschule habe ihn geprägt.
Bücher über Bücher stapeln sich in seinen Regalen. Die Deutsche und Bayerische Geschichte sowie die Weimarer Republik sind nur einige Beispiele für den belesenen Gemeindebürger. Großer Fan ist er von Siegfried von Vegesack. Das „fressende Haus“ habe er schon mehrmals gelesen. Dazwischen findet man Lektüre von Nobelpreisträger Heinrich Böll ebenso wie von Heimatautor Manfred Böckl und Michael Waltinger. Auf die Frage, was ihm immer schon wichtig war, muss er nicht lange überlegen: Frieden allgemein auf der Welt und Frieden im engsten Umkreis, miteinander gut auskommen und was nicht immer einfach sei, es jedem recht zu machen. Als schönstes Erlebnis kommunalpolitisch gesehen bezeichnete er die vielen Möglichkeiten, dass er andern dadurch helfen konnte und privat gesehen, die Ehe mit seiner Frau Agathe. Im Bierzelt beim 10-jährigen Vereinsjubiläum des Trachtenvereins haben sich die beiden 1975 kennengelernt. Seit 1986 sind sie verheiratet und ein eingespieltes Team. „Natürlich gibt es hin und wieder ein paar Meinungsverschiedenheiten – vor allem, wenn ich meine Bücher aufräumen sollte…“, lacht Willi. Er sei ein großer Italienfan – Erzählt er von seinen Besuchen abseits der Tourismushochburgen wie Umbrien, kommt er ins Schwärmen. Zum Schwärmen kommt er auch, wenn er sich der Heimatgeschichte erinnert.
Will man etwas über „früher“ wissen, ist Willi der richtige Ansprechpartner.
„Mich interessierte schon immer die Vergangenheit, wie die Bürger und Bürgerinnen früher hießen, was sie gemacht haben, warum sie etwas gemacht haben, welche Gebäude es gab und wer darin wohnte und, und, und.“ Diese Vergangenheit für die Generationen weitergeben sei ihm ein großes Anliegen, nicht zuletzt deshalb, damit man verdiente Menschen nicht vergisst. Dass er dabei manchmal als „Geschichtenerzähler“ belächelt wird, ist ihm bewusst, aber auch egal.
Er zitiert eine Aussage von Haban Karl aus der Bernrieder Chronik von Michael Westerholz: „Du siehst sie eh alle Tage, kannst reden mit ihnen und sie fallen dir nie auf. Aber plötzlich san`s weg, gestorben, verzogen einfach weg. Und dann vermisst man sie, eben doch, weil`s dazu gehört ham.“
(Anmerkung: in der App WanderKultur gibt es die Tour „Der Perlbach“ erzählt, alias Willi Haban mit vielen Anekdoten und Geschichten.)
Für die Zukunft wünscht er sich Gesundheit und Frieden auf der Welt.
Anmerkung Redaktion: Lieber Willi, du bist sehr wertvoll.
Danke für deine „Geschichten“.